Azem Shkreli wurde 1938 geboren, und man kann (und muss!) sagen, dass er am meisten “der Shkreli” unter seinen Shkrelis ist.
Bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts überraschte er mit das “Blüte“ und vor allem der “Die Weisse Karawane“. Danach stieg er die Treppe zu unserem niederen Literaturhimmel hinauf und erhob immer wieder die Köpfe der Menge, trotz gieriger Vorwürfe und gelegentlicher Kritik.
Aber er tat lediglich die Arbeit des Schriftstellers: vertiefte den Eindruck, gab dem Gedanken eine klare Richtung und schuf eine unbestrittene Identität mit der Macht des Wortes und ließ unseren Albaner sich in seinen Metaphern wohlfühlen.
In der Architektur des poetischen Denkens eröffnete er seine eigene Kadenz und am Ende seines poetischen Werkes verdichtete er die Fussnote mit Hingabe und vor allem Originalität.
Azem Shkreli starb 1997 “als würde er spielen“ – er hinterließ seinen Abschied in Stein gemeißelt neben seinem Kopf – falls es jemand braucht. Wenn nicht, ist er immer noch an niemandem gegenüber verbittert.
So war Er.
Exil
Warum wir die Nächte nicht mitgenommen haben
die Menschen, die Küsten, die Felsen
warum haben wir sie nicht mitgenommen?
Du hast uns mitgenommen
du Strassenhunger, hat uns mitgenommen
Alles, was übrig blieb, ist
das Gehen und
das Grunzen zu bleiben
Vier Uhr fünfundzwanzig
Um vier Uhr fünfundzwanzig
Straßen können kommen und gehen, sie können
schöne Kinder wie Gras Gebären
In vier Uhr fünfundzwanzig könnte
der Krieg enden, in Wässern das Wasser fliessen
ein Buch geschrieben werden, nichts soll wiederholt werden
Es könnte Samstag nach einem ganzen Freitag sein
Einsamkeit und Warten, Fluch und Warten, ein Fluss
das Bifurkation aufgeben
Es könnte die Nachtmusik gehört werden, du kannst weinen
du kannst lieben und sterben wie
noch nie wieder
Um vier Uhr fünfundzwanzig, wenn
die Meteore schlafen.
Ein Entwurf für einen Nekrolog
Wenn die Wege sich bereut haben
wenn die Kerze ihr Tag verbrennt
Wenn in einem ewigen Schlaf
Dieser Vers von mir in einer Muschel fällt
Wenn es regnet, Farn,
die Hymne des Vergessens, blüht
Wenn wir weise sterben
wenn wir sterben für immer
O, so hübsch werden wir sein
Schluckauf
Riecht mein Atem oder die Harfe
Wie der gesunde Geruch von Schneeglöckchen
Jemand erwähnt Dich, sagen Sie
Reed, das singt
Mal für den Namen, mal für das Vergessen
Der mit Blättern mein Körper bedeckt
Lass mir einen Platz im Schluckauf
Von einen schönem Leid
Beschämendes Lied
Heute Abend
Für Dich heute Abend geweint habe
Arberland
Ich schäme mich nicht
dass ich geweint habe
Ich schäme mich weil ich nicht
Anderes tun könnte
Ich weinte aus Scham
Abstieg von der Ballade
Diese irdische Welt erreicht man am besten zu Fuß, dachte ich
Die Schönheit der Lebenden heilt uns immer von einem Zahnschmerz
Wundere mich wie ein Fluss in unsere Gedanken eindrang
Ich, der störrische Sterbliche, mit meinem Hügel in meinen Händen auf diese Seite
Auf andere Seite eine zweiteilige Nacht, Du und dein Prinz vorbeigegangen
Auf Wiedersehen mein Kopf, wir werden uns über das Vergessen wieder begegnen
Gespräch mit Shkrelis
Wie kann ich Euch von meiner Pflanze zupfen,
so wild, so gut
erst werde ich Euch in die Reime stecken,
gewaltsam, gnadenlos zu sterben
gnädig, nicht einmal beim nächsten Mal
würden wir nicht anders geboren werden, macht nichts
wozu brauchen wir die alte Verrücktheit
an dem nicht mehr gestorben wird
an der Wand des Wortes, auf dem Gras
auf die bittere Blutbusse
Euren ersten Vergessen werden Sie setzen
die Sünde
und im Rauschen der Welle, unter der Brücke
am Boden, im Farn, am Draht
im Moos, im Gewehr, im Stein
flüstern Sie in meinem Kopf, Shkrelis
Vier Räte an mich
Sei kein Dichter, wenn du nicht gebären kannst
Mit jedem Vers, um mit jedem Wort geboren zu werden.
Erhebe dich über dich selbst wenn du die Zügel der Winde halten willst,
Die Pfade des Zorns und die Pfade deines Blutes zu betreten.
Falls du dich verliebst, verliebe dich in Flammen und Wellen,
Nicht in blauen Augen, sonst wirst Du zu einem wahnsinnigen Meer der Reue werden.
Sei kein Dichter, wenn du nicht sterben kannst
Für jeden Vers, für jedes Wort zu sterben…